Peller-Roubiczek, Lilli

Peller-Roubiczek, Lilli

Lili Peller-Roubiczek
Born in Prague in 1898
Immigrated to Palestine in 1935
Immigrated to USA in 1940
Died 1966

Lili Esther Roubiczek wurde in Prag als Tochter des jüdischen Textilfabrikanten Ludwig Roubiczek geboren. Sie begann noch in Prag ein Biologiestudium, wechselte dann 1920 nach Wien, um bei Karl Bühler Psychologie zu studieren. Nachdem sie 1921 in London eine Ausbildung bei der Reformpädagogin Maria Montessori absolviert hatte, eröffnete sie 1922 das “Haus der Kinder”, die erste Montessori-Schule für Arbeiterkinder in Wien.
Lili Roubiczek war als Beraterin der Kinderfürsorge-Abteilung der Stadt Wien tätig und initiierte Seminare für Kindergärtnerinnen sowie einen Ausbildungskurs, an dem auch Psychoanalytiker wie z. B. Erik H. Erikson teilnahmen.Anna Freud lud sie in ihr kinderanalytisches Seminar ein, und obwohl sich Maria Montessori mit der Verbindung ihrer Pädagogik mit der Psychoanalyse nicht anfreunden konnte, entstand ein lebhafter Austausch zwischen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) und der wiedergegründeten Wiener Montessori-Gesellschaft. Nach Analysen bei Siegfried Bernfeld und Hermann Nunberg wurde Lili Roubiczek 1931 außerordentliches Mitglied der WPV. Ihren Einführungsvortrag hielt sie über das Thema Montessoripädagogik und psychoanalytische Pädagogik. 
1933 heiratete sie den sozialistischen Sozialmediziner Sigismund Peller (1890-1985) und emigrierte ein Jahr später mit ihm nach Palästina. 1935 wurde sie außerordentliches Mitglied der Chewrah Psychoanalytith b’Erez-Israel in Jerusalem und richtete dort eine Montessori-Schule für deutschsprachige Emigrantenkinder ein. 1938 gingen sie und ihr Mann in die USA, zunächst nach Baltimore, dann 1940 nach New York, wo Lili Peller-Roubiczek als Lehr- und Kinderanalytikerin arbeitete und Ausbildungsprogramme für Lehrer entwickelte.
Lili Peller-Roubiczek interessierte sich besonders für die Sprach- und Spielentwicklung von Kindern, und obwohl sie sich in den USA stärker der Psychoanalyse zuwandte, setzte sie sich auch weiterhin mit der Montessori-Pädagogik auseinander. Ihr Verdienst war es, eine Synthese zwischen den fortschrittlichen Erziehungsideen der Reformpädagogik und den Erkenntnissen der Psychoanalyse zu schaffen.(Artikelanfang)

SCHRIFTEN (Auswahl)

Das Wiener “Haus der Kinder”. Schulreform 4 (4), 1925, 197-203

Das Kinderhaus. Montessori-Grundsätze und Architektur. Der Aufbau 1 (8/9), 1926, 140-144

Die Grundsätze der Montessori-Erziehung. Z psa Päd 2, 1927/28, 316-322

Die wichtigsten Theorien des Spieles. Z psa Päd 6, 1932, 248-252

Gruppenerziehung des Kleinkindes vom Standpunkt der Montessori-Pädagogik und der Psychoanalyse. Z psa Päd 7, 1933, 93-121

Zur Kenntnis der Selbstmordhandlung. Psychologische Deutung statistischer Daten. Imago 22, 1936, 81-90

Incentives to development and means of early educations. Psa Study Child 2, 1946, 397-415

Libidinal stages, ego development, and play. Psa Study Child 9, 1954, 178-198

The school’s role in promoting sublimation. Psa Study Child 11, 1956, 437-449

Reading and daydreams in latency, boy-girl differences. JAPA 6, 1958, 57-70

Daydreams and children’s favorite books. Psychoanalytic comments. Psa Study Child 14, 1959, 414-433

Comments on libidinal organizations and child development. JAPA 13, 1965, 732-746

Freud’s contribution to language theory. Psa Study Child 21, 1966, 448-467

Psychoanalysis and public education. Reiss-Davis Clinic Bulletin 4, 1967, 10-17

Das Spiel im Zusammenhang der Trieb- und Ichentwicklung (1968). In H. Röhrs (Hg.): Das Spiel – ein Urphänomen des Lebens. Wiesbaden 1981, 99-117

Das Spiel als Spiegel der Libido-Entwicklung. In G. Biermann (Hg.): Handbuch der Kinderpsychotherapie (1969). Frankfurt/M. 1988, 38-48

On Development and Education of Young Children. Selected Papers. Hg. von E. N. Plank. New York 1978

LITERATUR + LINKS

Berger, Manfred: Lili Esther Peller-Roubiczek – Ihr Leben und Wirken für die Montessori-Pädagogik. Das Kind, 2. Halbjahr 1996, H. 20, 85-98
biografiA ((7.12.2011)

Bugram, Christina, Verena Hofschwaiger und Elisabeth Wieland: Lili Roubiczek. Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft, Universität Graz, 12.5.2010 (7.12.2011)

Ekstein, Rudolf: Lili E. Peller’s psychoanalytic contribution to teaching. Reiss-Davis Clinic Bulletin 4 (1), 1967

Hammerer, Franz: Maria Montessoris pädagogisches Konzept. Anfänge der Realisierung in Österreich. Wien 1997

Mühlleitner, Elke: Biographisches Lexikon der Psychoanalyse. Tübingen 1992
Nachruf Lili E. Peller 1898-1966. Review 54, 1967, 378

Zwiauer, Charlotte: Roubiczek-Peller, Lili. In B. Keintzel und I. Korotin (Hg.): Wissenschaftlerinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken. Wien u. a. 2002, 631-633